Neben unseren altbekannten Freunden wie den Öl-, Acryl- oder Aquarellfarben thront sie überall in gut sortierten Kunstabteilungen: die Gouachefarbe! Bei Hobbykünstler*innen ist sie meist noch unbekannt, doch ihre Wurzeln sind bereits auf das alte Ägypten zurückzuführen. Gouache kann sowohl deckend, als auch lasierend aufgetragen werden, was sie so vielseitig einsetzbar macht. Welche besonderen Eigenschaften die Farbe noch besitzt, woraus sie besteht und wie du selbst in die Gouachemalerei einsteigen kannst, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Eine bekannte unbekannte Farbe
Die Gouachefarbe tauchte bereits im alten Ägypten auf – im europäischen Raum fand man sie seit dem frühen Mittelalter vorzugsweise in der Buchmalerei. Aufgrund der sehr gut vorbereiteten Untergründe findet man noch heute gut erhaltene historische Aufzeichnungen. Auch Kulissen und andere Dekorationen wurden überwiegend mit dieser deckenden Wasserfarbe gestaltet, die zunächst mit anderen Bindemittel als heutzutage vermischt wurde. Sie hat nichts mit Acrylfarbe zu tun (die ja auch erst spät im 20. Jahrhundert entdeckt wurde), da ihre Zusammensetzung aus zerstoßenen Farbpigmenten, Kreide und Gummi arabicum besteht. Letzteres ist das Bindemittel was die Farbe wasserlöslich macht und sich auch in der Aquarellfarbe widerfindet. Das wird auch in ihrem Namen deutlich: Gouache (gesprochen „gwasch“) stammt aus dem Italienischen „guazzo“ = Wasserlache/Pfütze und leitet sich vom lateinischen „aquatio“ = Sumpf/Wasserstelle ab, was so viel wie „Malerei mit deckenden Wasserfarben“ bedeutet.
Du siehst, die Gouachefarbe gibt es schon sehr lange, auch wenn sie neben ihren Mitstreitern, der Aquarell- oder Ölfarbe oft in den Hintergrund gedrängt wird. Doch ihre vielen positiven Eigenschaften machen sie eigentlich unfehlbar.
Nah am Wasser: Pluspunkte im Vielseitigkeitsrennen
Mit Wasser verdünnt, erzielt die Gouachefarbe einen lasierenden Farbaufstrich wie die Aquarellfarbe, allerdings wird sie niemals so durchsichtig. Das ausschlaggebende Kriterium ist hier die Größe der Farbpigmente. Doch auch ein pastöser Auftrag – wie bei der Ölfarbe – ist mit Gouache möglich. Daher auch die Abfertigung in licht- und luftdichten Tuben. Anders als die Ölfarbe trocknet die Farbschicht schneller, weshalb sich auch gleich mehrere Schichten übereinander malen lassen – zum Beispiel auch hellere Farben über dunklere Töne. Zu viele Schichten solltest du aber nicht mit der Gouachefarbe erzeugen, da sie beim Trocknen schnell rissig wird. Dafür eignen sich wiederum Acrylfarben und Strukturpasten besser.
Doch diesen Vorteil haben weder Öl- noch Acrylfarben: Die Gouachefarbe kannst du mit Wasser wieder anlösen und Korrekturen vornehmen oder an gewünschter Stelle weitermalen. Lerne mit dieser kostenlosen Anleitung das Malen einer Blume:
Der Auftrag: Ein hoher Farbauftrag
Wie wir bereits gelernt haben, erzielt Gouache einen deckenden Farbauftrag, wenn nicht zu viel Wasser verwendet wird. Die vielen Farbpigmente sorgen für ein mattes Farbergebnis und eine hohe Lichtechtheit (Langlebigkeit). Beachte allerdings, dass die Farben nach dem Trocknen immer etwas heller und matter werden als beim Auftrag selbst – Grund hierfür sind die Kreidepartikel. Du kannst auf einer Mischpalette – wie bei anderen Farben auch – jede beliebigen Farbtöne miteinander mischen und dein gewünschtes Farbspektrum erzeugen. Daher Regel Nummer eins: Hab immer genug weiße Farbe parat, um gezielte Farbergebnisse zu erzeugen. Ich empfehle für den Einstieg also ein Basic Gouachefarben Set mit allen wichtigen Grundfarben.
Ein klarer Pluspunkt für die matte Gouachefarbe im Vergleich zur glänzenden Ölfarbe: Sie lässt sich wunderbar digital ablichten, da sie nicht reflektiert. Daran wird man allerdings im alten Ägypten und im Mittelalter wohl noch nicht gedacht haben.
Der (Unter-)Grund: Malen mit Pinsel & Papier
Die Gouachefarbe ist besonders für Maluntergründe aus Papier geeignet. Vorzugsweise verwendest du festeres Zeichenpapier oder spezielles Aquarellpapier, kannst aber auch auf vorgrundierte Leinwände oder Malkarton zurückgreifen. Optimalerweise nutzt du extra gekennzeichnete Gouachepinsel, welche aber ähnlich wie Aquarellpinsel hergestellt wurden. Wählen kannst du hier zwischen Natur- und Kunstfasern sowie Flach- oder Rundpinsel. Mit einer feuchten Spitze ist es außerdem immer einfacher einen sauberen und kontrollierten Farbauftrag zu erzielen.
Techniken der Gouachemalerei
Die Materialien liegen bereit, jetzt fehlen nur noch ein paar (altbekannte) Techniken, die dir den Einstieg in die Gouachemalerei näherbringen sollen, denn sowohl deckende als auch lasierende Aufträge sind ja schließlich mit Gouache möglich.
Nass auf Nass
Diese Kunsttechnik kennst du bereits schon von anderen Farben: Der Untergrund ist mit Wasser angefeuchtet oder bereits von früheren Farbaufträgen noch feucht, sodass sich die neue Farbe auf der Pinselspitze leicht verstreichen und vor allem mit dem Wasser oder der vorhandenen Farbe leicht vermischen lässt. Das Ergebnis wirkt oft verwaschen und eignet sich daher besonders gut für Hintergründe wie Landschaften, Himmel oder Gewässer.
Nass auf Trocken
Die lasierenden Eigenschaften werden bei der Nass-auf-Trocken-Technik deutlich. Die angefeuchtete Farbe wird auf trockener Stelle aufgetragen, kann aber anschließend immer noch mit einem nassen Pinsel verwischt werden.
Trocken auf Nass
Die pastöse Farbe wird trocken auf den feuchten Untergrund aufgetragen und sorgt hier ebenfalls für Lasuren. Es ist leichter als bei der Nass-auf-Nass-Technik, weil die Farbe ebenfalls verschwimmt.
Trocken auf Trocken
Der Trockenauftrag sorgt zum Beispiel für Texturen oder Highlights im Bild. Hier entstehen harte Kanten und abgegrenzte Farbübergänze.
Kombinationen & Kompositionen
Kombiniert lassen sich mit den vier Techniken ein schönes Werk erschaffen – es gibt hier auch kein Regelwerk, sondern alles ist erlaubt. Mische dir deine Farben zusammen, probiere die verschiedenen Techniken aus und freunde dich langsam mit der Gouachemalerei an, denn du kannst mit ihr wunderbar herumexperimentieren.
Viel Vergnügen mit deinen neuen Gouachefarben
wünscht Rani