Wo florale Motive aquarelliert werden, da kann Andrea von Schlemmer.Art nicht weit sein! Die leidenschaftliche Aquarell-Künstlerin und Illustratorin hat ihren ersten eigenen Aquarellkasten mit den Schmincke Horadam®-Farben entwickelt. Sie berichtet in diesem Interview über ihre Schritte in die Aquarellmalerei, von ihren Lieblingsmaterialien und den Besonderheiten der hochwertigen Aquarellfarben ihres neuen Kastens!
Liebe Andrea, wie bist du überhaupt zur Aquarellmalerei gekommen?
Über Umwege. Tatsächlich kam ich aus dem Bereich Bastelei/Scrapbooking/Plotten zur Malerei. Ich war es leid, Motive für Einladungskarten und Co. zu kaufen, so dass der Wunsch in mir wuchs, selber malen zu können. Eines Abends schlug ich mir die Nacht um die Ohren und zog mir bis zum Morgengrauen Videos zur Malerei rein. Besonders fasziniert hat mich dabei die Aquarellmalerei. Ich fand die Videos nicht nur sehr spannend, sondern spürte beim Zuschauen eine gewisse Entspannung.
Du hast einen sehr floralen und natürlichen Fokus: Wie gehst du in der Motivsuche vor?
Tatsächlich hole ich mir sehr viel Anregung in der Natur! Und ich fotografiere alles, was mir vor die Linse kommt, aus verschiedensten Perspektiven. Manchmal fahre ich extra zu einem besonderen großen und gut sortierten Blumenladen, um Fotos vorrätiger Pflanzen zu machen.
Aber auch in Büchern sowie in TV-Sendungen, bei denen es um Fauna und Flora geht, bin ich auf der Suche oder durchforste das Internet.
Mit welchen Materialien arbeitest du gerne bzw. auf welche Produkte könntest du nicht verzichten?
Oh, im Grunde bin ich ein Material-Junkie und liebe eben alles, was mit der Malerei zu tun hat. Dazu gehören längst nicht mehr nur Aquarellprodukte, sondern auch Mixed-Media-Stuffs – wie Gouache oder Strukturpaste. In meinem Materialstock befinden sich Embossingföne, um die Farbschichten schneller trocknen zu können, Maskierflüssigkeiten für Negativ-Techniken, Aquarellbunt- und Wachsmalstifte, Fineliner und vieles mehr. Aber tatsächlich könnte ich am wenigsten auf hochwertige Aquarell-Malmittel wie Aquarellfarben, Pinsel und Papier verzichten.
Worauf sollten denn Aquarell-Einsteiger:innen bei der Materialanschaffung achten?
Das ist eine sehr gute Frage, die sich gar nicht so leicht und schon gar nicht pauschal für alle beantworten lässt. Die Antwort hängt von der Persönlichkeit und Einstellung sowie den Bedürfnissen ab. Nicht jeder ist bereit, sofort hochwertige Materialien zu kaufen, vor allem dann nicht, wenn sie oder er nicht weiß, ob man dabeibleiben wird.
Ich kann nur sagen, dass ich gleich zu Beginn hochwertigere Materialien benutzt habe, zumindest was die Farben anging. Und das habe ich nie bereut, im Gegenteil. Ich glaube, mich hat gerade die Leuchtkraft der Farben sehr begeistert. Von Beginn an war mir persönlich auch das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig, so dass möglichst viele Materialien aus Deutschland oder der EU kommen sollten.
Die Auswahl der Pinsel fiel mir am schwersten. Eine Beratung hätte mir damals auf jeden Fall viele Fehlkäufe erspart. Deshalb rate ich dir, lass dich beraten! Entweder bist du Fan eines Künstlers, den du sicher fragen kannst oder besuche ein Fachgeschäft und lass dich dort beraten.
Zum Thema Papier muss ich sagen, dass du dich ein wenig durchtesten musst.
Grundsätzlich solltest du jedoch wissen, dass kaltgepresste Papiere gröber als heißgepresste Papiere sind. Das liegt daran, dass kaltgepresste Papiere, wie der Name schon verrät, durch kalte Walzen gepresst werden und somit die Oberflächenstruktur des Papiers erhalten bleibt. Das führt dazu, dass diese Papiere viel länger feucht bleiben.
Außerdem hängt die Auswahl deines Papiers stark davon ab, was du malen möchtest. Um Farbverläufe zu erzeugen, benötigst du beispielsweise ein hochwertiges, kaltgepresstes Baumwollpapier. Für realistischeres Malen eignet sich ein heißgepresstes Papier meist eher. Ich persönlich liebe kaltgepresste Papiere, manchmal jedoch nutze auch ich heißgepresste Papiere.
Zum Üben muss ein Papier nicht die höchsten Qualitätsanspruche erfüllen und deshalb haben auch günstigere Papiere durchaus ihre Daseinsberechtigung. Auch ich greife nach knapp fünf Jahren Praxiserfahrung immer noch gerne zu günstigen Papieren, gerade wenn ich ein neues Motiv ausprobieren möchte oder einen neuen Malstil üben will. Das hilft sehr, mich viel weniger unter Druck zu setzen.
Was sind deine persönlichen Maltipps für Einsteiger:innen?
Um die Chance zu erhöhen, die Faszination an der Aquarellmalerei zu spüren und Blut zu lecken, solltest du dir folgende Frage beantworten: Bist du der Typ Mensch, der schnell das Interesse an neuen Dingen verliert, wenn es nicht gleich so klappt, wie du es dir vorgestellt hast? In dem Fall rate ich dir, besuche Workshops. Corona hat es möglich gemacht, dass viele Online-Malplattformen wie Pilze aus der Erde geschossen sind. In Workshops lernst du schneller und kommst so auch schnell zu guten Ergebnissen.
Denjenigen unter euch, die geduldiger und autodidaktischer sind, denen empfehle ich den Einstieg über ein gutes und einfach geschriebenes Aquarell-Grundlagenbuch. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich ein Einsteigerbuch "Schnelles Wissen in 30 Minuten - Watercolor malen" für den TOPP Verlag geschrieben habe. Das Buch vermittelt kurz und knapp auf einfache Weise alle wichtigen Grundlagen, die du für den Einstieg benötigst.
Natürlich bietet auch das Internet (Instagram/YouTube) viele kostenlose Livestreams und Videoanleitungen. Wie immer gilt aber besonders bei der Aquarellmalerei: Üben, üben, üben!
Jetzt ist dein neuestes Projekt live gegangen: Wie fühlt es sich an, einen eigenen Aquarellkasten zu entwickeln?
Wie es sich anfühlt? Völlig irre und surreal! Ich könnte vor Freude Luftsprünge machen und Freudentänze aufführen und dabei die ganze Welt umarmen. Schon so lange habe ich mir (m)einen eigenen Schmincke-Aquarellkasten gewünscht – und jetzt wird mein Traum wahr. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich danke Schmincke und idee. von Herzen für diese riesige Chance.
Hattest du bereits eine konkrete Vorstellung von dem Aquarellkasten?
In der Tat wusste ich sofort, dass es sich um die hochwertigen Horadam®-Farben handeln sollte und dass Themen wie „Fauna & Flora“ im Fokus stehen würden. Gespräche mit Schmincke-Experten haben mir dabei geholfen, mich auf eine konkrete Idee festzulegen, so dass der Name des Kastens „Leaves & Florals“ schnell feststand. Es war eine Mammut-Aufgabe, die Auswahl von nur zwölf Farben aus über 140 möglichen zu treffen. Aber es ist mir gelungen und mit der Auswahl der Farben bin ich sehr zufrieden!
So ganz nebenbei möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit in solch einem Kasten steckt, und dabei spreche ich noch nicht einmal von der Produktion des Kastens. Neben der Farbauswahl war ein weiterer, wichtiger und zeitaufwendiger Part das Design der Banderole. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das Layout nicht nur gut sein musste, sondern mehr als das. Es ist das Aushängeschild des Kastens. Mein Bild sollte dich verzaubern und gleichzeitig zum Träumen einladen, während du auf meine Blumenwiese schaust. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das viel Druck auf mich ausgeübt hat. Außerdem ist das Entwickeln eines Aquarellkastens nicht mein tägliches Brot, so dass dort, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Mit anderen Worten, ich habe mich so sehr auf das Cover-Motiv fokussiert, dass ich etwas Entscheidendes übersehen bzw. vergessen habe: den Schriftzug "Leaves & Florals". Das ist der Grund, warum mein Kasten leider keinen Namen trägt! Denn als mir der Fehler auffiel, war die Datei bereits im Druck. Aber warum nicht aus einem Fehler eine Tugend machen?
Für den Kasten sind Vorlagen und ganz bald auch Videos vorgesehen. „Dank“ meines Fauxpas gibt es daher nicht nur florale und blättrige Motive!
Was macht die Horadam® Aquarellfarbe (des neuen Kastens) so besonders?
Horadam® Aquarellfarben sind sehr hochwertige Künstlerfarben, die in Deutschland hergestellt werden. Sie verfügen je nach Pigment über eine hohe Lichtechtheit und das Bindemittel ist natürlichen Ursprungs. Zudem werden die Pigmente länger gemahlen, was sie feiner macht und dazu führt, dass viel mehr Pigmentanteil pro Napf oder Tube enthalten ist, als zum Beispiel in den etwas günstigeren Akademiefarben.
Was den Kasten so interessant macht, ist, dass die Farben im Kasten so abgestimmt sind, dass du gleich mit vielen verschiedenen floralen Motiven loslegen kannst, ohne sie aufwendig mischen zu müssen. Von Blättern über diverse Blumen bis hin zu Gemüse und Obst. Aber natürlich erhältst du auch durch das Mischen dieser Farben weitere Farbabstufungen.
Woran erkennst du eine solche, hochwertige Aquarellfarbe?
Bei hochwertigen Farben geht es um Eigenschaften wie Lichtbeständigkeit, Anlösbarkeit (nach dem Trocknen auf dem Papier) und Deckkraft. Eigenschaften wie Lichtbeständigkeit lassen sich mitunter erst Jahre später feststellen, aber Anlösbarkeit und Deckkraft kannst du sofort feststellen. Du findest in meinem Aquarellkasten einen beiliegenden QR-Code mit vielen Vorlagen und weiterem Infomaterial zu den Farben.
Schmincke benutzt für seine Horadam®-Farben übrigens ausschließlich natürliche Bindemittel, wie Gummi Arabicum und Ochsengalle (natürliches Netzmittel). Das führt dazu, dass die Pigmente eine cremige Konsistenz erhalten und sich somit sehr gut verarbeiten lassen.
Welches Papier und welche Pinselgrößen empfiehlst du für das Aquarellieren mit dem neuen Kasten?
Natürlich passen hochwertige Farben am besten zu hochwertigen Papieren, aber zum Üben reichen auch etwas günstigere Papiere. Ich persönlich bevorzuge kaltgepresste Papiere, insbesondere für Blätter und Blumen. Mein Allrounder-Papier ist das Hahnemühle „Expression“ – das nutze ich zu etwa 80%. Auftragsarbeiten setze ich gerne mit dem Hahnemühle „The Collection“ oder dem „Lanaquarelle“ um. Der Vorteil ist, dass die Oberfläche besonders lange feucht bleibt und nicht austrocknet, um schöne Verläufe in der Nass-in-Nass-Technik umzusetzen. Hin und wieder male ich auch auf Papieren von SM*LT Art und Canson – davon ist der Ringbogen-Block übrigens eine sehr gute und günstige Empfehlung für Einsteigerinnen und Einsteiger. Demnächst möchte ich auch noch das Papier von Etchr testen.
Alle Motive von „Leaves & Florals“ habe ich mit den Farben aus meinem Kasten, auf Hahnemühle Papieren und meist mit den vier Pinseln aus meinem KUM-Pinselset erstellt. In diesem Set enthalten sind zum Beispiel ein Rundpinsel (Größe 9), ein Schrägpinsel (Größe 10), ein Verwaschpinsel (französisch gebundener Pinsel, Größe 10) und ein Schlepperpinsel (Größe 3). Bei den Motiven kam aber auch ein Rundpinsel in der Größe 6 zum Einsatz. Grundsätzlich hängt die Pinselgröße vom Motiv und Papierformat ab. Bei Formaten wie A5 und kleiner würde ich keinen großen Rundpinsel (Größe 9) verwenden. Da nutze ich lieber die Größen 5 oder 6 – für kleine Details, wie Blütenstempel, gerne auch die Größen 1 oder 2.
10 spontane Fragen: Dies oder das?!
1. Kaffee oder Tee? Milchkaffee
2. Berge oder Meer? Berge mit Meer
3. Sommer oder Winter? Sommer
4. Blumen oder Tiere? Blumen
5. Pastell oder Neon? (leichtes zögern) Pastell
6. Sketchbook oder loses Aquarellpapier? Sketchbook
7. Am Tisch malen oder im Freien? Am Tisch
8. Morgens oder abends kreativ werden? Morgens, zeitbedingt schaffe ich es aber leider eher abends
9. Musik beim Malen oder Stille? Stille
10. Bücher schreiben oder Workshops geben? Das ist eine sehr schwere Frage: ich liebe beides – aber wenn ich mich für eins entscheiden müsste, dann ist es Bücher schreiben. Damit kann ich noch mehr Menschen mit meiner Begeisterung für die Aquarellmalerei anstecken!
Vielen Dank, liebe Andrea, für das schöne Interview und deine Leidenschaft zur Malerei, an der du uns teilhaben lässt und uns mitreißt! Ganz viel Erfolg und Freude mit deinem neuen Aquarellkasten – wir freuen uns drauf, ihn auszuprobieren!
Rani