Sketching des Alltäglichem mit Tanja Werner @cube.w3

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Rani

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Rani liebt die Kunst, sie ist die Kunst! Jede freie Minute verbringt sie ihre Zeit im Kreativ-Atelier und kennt sich super gut mit den verschiedenen Materialien aus. Von abstrakt bis filigran – Rani probiert sich in unterschiedlichen Stilen aus. Sie ist und bleibt ein kreativer Freigeist! Du hast eine Frage zu verschiedenen Produkten? Sie findet eine Antwort für dich!

„Im Alltäglichen das Besondere finden – und so toll einfangen, wie Tanja in ihren Sketches – einfach wunderschön!“

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Die (Ge)Würze des Lebens: Alltägliches Sketching mit Tanja @cube.w3

Sketching des Alltäglichem mit Tanja Werner @cube.w3

Das Leben mit Tinte und Aquarellfarben festhalten, Momente einfangen und im Alltäglichen das Besondere sehen – das lernen wir aus der Kunst von Tanja Werner @cube.w3. Die Urban Sketching-Künstlerin berichtet im Interview von ihrem Weg in die Kunst und verrät ihre Lieblingsmaterialien und Farbzusammenstellungen im Aquarellkasten.

Liebe Tanja, wie schön, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst!

Du bist gelernte Mediengestalterin, Diplom-Ingenieurin der Architektur, seit vielen Jahren freischaffende Aquarell-Künstlerin und in der Welt des Urban Sketchings zu Hause. Wie hast du diesen finalen Schritt in die freiberufliche Kunst geschafft?

Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber ich habe mir gesagt, was andere schaffen, das kannst Du auch und es ist so befreiend, für sich selber verantwortlich zu sein und das zu tun, was man wirklich liebt.

„Hab immer deine Malsachen dabei“ lautet dein herzliches Lebensmotto! Besonders deine Daily Artworks verzaubern deine Community und zeigen, dass du mit so viel Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Liebe zum Detail deine Umgebung wahrnimmst. Kann man das lernen? Hast du einen Tipp, im Alltäglichen das Besondere zu finden?

Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht und das schult sehr den Blick, seine Umgebung intensiv wahrzunehmen. In der Werbung muss man ständig live anwesend sein und seine Mitmenschen beobachten und verstehen, um das jeweils richtige Werbemedium erkennen zu können. Und diese Wahrnehmung zog sich ständig weiter, auch durchs Architekturstudium. Im Grunde sind es gestalterische Berufe, die für die Mitmenschen etwas erschaffen, damit diese sich wohl und dazugehörig fühlen. Heute finde ich durchweg selbst die Motive für meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Und da ist es wichtig, überwiegend das Alltägliche, das Profane einzuflechten, denn nur so lässt sich das Sketchen überall realisieren. Wir sind umgeben von unzähligen Modellen und Motiven, die darauf warten von unserer Feder zu Papier gebracht zu werden. Die Freude daran möchte ich an all meine Follower, meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitergeben.

Du hast schon viele eigene Produkte entworfen und bereitest Live-Workshops vor, lieferst regelmäßig Online-Content für deine Community und lebst 24/7 die Kunst. Was ist die Kunst, nicht müde von der Kunst zu werden?

Eine sehr gute Frage, ich habe das Glück, dass mein Mann Designer von Beruf ist und wir ständig über Kunst und Kultur, über Wirkung und Umsetzung sprechen. Und was uns dabei substanziell hilft, ist, dass wir im Geiste immer Kind geblieben sind, denn nur so erhält man sich permanente Neugier und sucht nach all diesen Abenteuern und Erlebnissen, die wie in meinem Fall, mit Tinte und Aquarellfarbe eingefangen werden wollen.

Was möchtest du mit deiner Kunst vermitteln?

Zum einen möchte ich natürlich die Lust an kreativer Gestaltung generell wecken, denn ich weiß und spüre, dass kreativ verbrachte Zeit mir innere Ruhe und Gelassenheit gibt, mich abschalten lässt und tatsächlich auch Ängste nehmen kann. Zum anderen möchte ich den Spaß und die Freude vermitteln, die entstehen können, wenn die ganz persönlichen Erlebnisse und Bilderfahrungen zeichnerisch verewigt werden. Denn diese Momente bleiben fest und nachhaltig in der Erinnerung haften. Ohne großen Aufwand braucht man nicht viel, nur Papier, Stift, Pinsel und Farbe.

Wenn man dir auf Instagram folgt, sieht man selten, dass du etwas vorzeichnest und wegradierst. Gestaltest du immer erst die Outlines und dann die Farbe, oder korrigierst du auch schonmal nachträglich? Wie kann man die Angst vor dem weißen Blatt umgehen und direkt mit wasserfester Tusche starten?

Ich muss gestehen, auch ich habe mit Bleistift und Radierer begonnen und war immer wieder unzufrieden, wenn eine Linie oder Form einmal nicht stimmte. Dann wurde radiert und korrigiert, was mir oft wertvolle Zeit geraubt hat und am Ende war ich meist ziemlich frustriert, so dass ich einfach den Stift weggelegt habe. Das änderte sich erst im Studium, denn das damalige Entwurfszeichnen ist mein heutiges Sketchen. Da geht es nicht darum, dass jede Linie exakt gerade, sauber und ebenmäßig ist. Wichtiger ist es, eine Idee zu Papier zu bringen. Eine Idee, die erst auf dem weißen Blatt wächst und da dürfen sich Linien auch mal überlagern und in ihrer Richtung irritieren oder von einer neuen Linie überlagert werden. Im Entwurfszeichnen möchte man den Entstehungsprozess nachvollziehen können, daher bleiben scheinbar unkorrekte Linien erhalten und werden von neuen Linien überlagert. Wenn der Professor dann noch seine eigenen Linien hinzufügte, musste man das zähneknirschend aushalten. Zeichnet man direkt mit Tinte aufs Blatt, dann gibt es kein Zurück mehr. Aber immer bleiben Möglichkeiten, etwa durch doppelte Linien, Schattierungen oder Farbeffekte, die scheinbaren „Fehler“ als Bestandteil des kreativen Prozesses zu zeigen. So legitimiert man seine jeweilige Arbeit als individuelles Kunstwerk mit ganz persönlichem Spannungsfeld. Gegen die Angst vor dem weißen Blatt kenne ich allerdings selbst kaum ein wirksames Rezept!

Du sagtest mal, in deinem Aquarellkasten dürfen die Grundfarben Magenta, Cyan und Yellow nicht fehlen (wenn auch mal in unterschiedlicher Ausführung) und natürlich deine Lieblingsfarbe Türkis. Welche Farben und Materialien hast du sonst immer in deinem Mal-Kit mit dabei?

Ich habe bei meinen Farben eigentlich immer ein neutrales Grau, zum Abdunkeln der Farben, ohne sie in ihrer natürlichen Farbtendenz zu verändern. Außerdem ein strahlendes Grün, das ich sehr oft verwende, genauso wie ein knalliges Rot zur markanten Akzentuierung und ein warmes Braun, um die Schattenfarben beeinflussen zu können. Dann natürlich mein Favorit, das Watercolour Book von Hahnemühle mit 100% Cotton und einen Füllfederhalter, keinen Fineliner, da ich die robustere Federspitze benötige, die meinen starken Strich beim Zeichnen aushalten kann. Zum Outfit gehören selbstverständlich wasserfeste Tinte und ein weicher großer Pinsel, der viel Wasser aufnimmt, am liebsten in Echthaar und mit französischer Bindung.

Woher weiß ich, welche Farben ich noch zusätzlich in meinem Aquarellkasten benötige? Wie würde ich bei der Farbzusammenstellung vorgehen?

Farben zu wählen ist tatsächlich nicht einfach, und jeder Künstler hat wohl sein eigenes „Rezept“, warum er welche Farben für seine Palette gewählt hat. Bei mir ergibt sich die Wahl aus den motivischen Situationen, die ich vorrangig zeichne. Meine Farbpalette muss im urbanen Raum funktionieren: Hausfassaden, Parks und Grünanlagen, Destruktion und natürlich Menschen. Das heißt für mich, unbedingt dabei sein müssen etwa Grau/Braun, Grün/Blau und Braun/Rosa. Übrigens ist es hilfreich, öfter mal nachzuschauen, welche Näpfchen am häufigsten aufgebraucht sind. Das sind normalerweise die Lieblingsfarben.

Worauf kommt es beim Papier an? Und welche besonderen Formate feierst du?

Für mich als Urban Sketcher sollte das Papier nicht zu lange trocknen müssen, da ich normalerweise im Aquarellbuch zeichne. On the road muss ich das Buch meist schnell wieder schließen können. Trotzdem sollte der Pinselstrich eine schöne weich-organische Form haben, ohne Streifen zu bilden. Das erreicht man nicht nur mit dem richtigen Pinsel, sondern auch durch optimiertes, wertvolles Papier. Daher ist mein Lieblings-Watercolour Book von Hahnemühle das 100% Cotton. Dank der Baumwollbasierung kann ich Nass-in-Nass arbeiten, trotzdem trocknet das Papier recht schnell ab, was beispielsweise beim Himmel oder größeren Flächen hilfreich ist.

Bei der Auswahl der Formate bin ich recht flexibel, ich liebe und benutze so ziemlich alle Größen, meist sogar gleichzeitig: in die Handtasche passt A6, für Kurztrips geht A5 hoch oder quer. Und auf längeren Reisen ist es dann häufig A4 oder das wunderbare 19,5 x 19,5 cm, also für jede Gelegenheit das passende Format. Da ich regelmäßig freitags einen Livestream auf Instagram biete, bei dem ich Outdoor eine Postkarte zeichne, die als Original unter den Zuschauern verlost wird, benutze ich gerne auch die Aquarell-Postkarten von Hahnemühle in Rechteckig und Rund. Auch das Bookmark Pad ist ideal beispielsweise für kleine Text-Anhänger oder etwa Gewürzschilder, die ich bei euch zeigen durfte.

Hast du mal gezählt, wie viele Sketchbooks du schon vollgemalt hast? Und wo hast du sie platziert? Blätterst du ab und zu wieder rein?

Ich habe sie noch nicht vollständig gezählt, aber im Laufe der Jahre sind wirklich einige zusammengekommen. Ein paar davon nehme ich mit zu meinen Workshops, sodass die Teilnehmer:innen in den Originalen blättern und sie mit den Instagram-Abbildungen vergleichen können. Der Rest wird staubfrei in geschlossenen Boxen aufbewahrt. Und ja, wir blättern oft gemeinsam darin. Es ist ein bisschen wie bei alten Fotoalben.

Gibt es noch irgendwelche Malmedien oder sogar andere Produktbereiche, die du gerne einmal ausprobieren möchtest?

Was ich ab und zu sehr gerne mache, ist mit Gouache zu zeichnen, es ist zwischendurch für mich wie eine kleine Entspannung, denn alles dauert ein wenig länger und kleinere Fehler lassen sich recht einfach übermalen - sehr spannend. Auch diverse Ölfarben warten seit dem letzten Jahr erwartungsvoll auf mich und zwar Norma Blue wasservermalbare Ölfarben von Schmincke. Ich hoffe, dass ich im kommenden Winter endlich einmal damit starten werde.

Worauf dürfen sich deine Fans als nächstes freuen?

Seit diesem Jahr läuft eine neue Workshop-Thematik. Sie nennt sich „Color your Tale“ und wir sketchen mit Zeichenfeder und wasserfester Tinte aus dem Fass. Es geht um märchenhafte Zauberwelten inklusive historischer Landkarten. Ab August läuft die zweite Staffel.

Kreativfragen: Dies oder das!?

1. Kekse oder Kuchen? Kekse
2. Rucksack oder Koffer? Koffer
3. Sommer oder Winter? Sommer
4. Sketchbook oder loses Aquarellpapier? Sketchbook
5. Kalligrafie oder Handlettering? Handlettering
6. Am Tisch malen oder im Freien? Im Freien
7. Morgens oder abends kreativ werden? Morgens
8. Musik beim Malen oder Stille? Stille
9. Patreon oder Live-Workshops? Live
10. Bücher schreiben oder Bücher lesen? Bücher lesen

Vielen Dank, liebe Tanja, für das tolle Interview und die spannenden Einblicke in deine Kunst!