Kleine Prinzessinnen mit Tüll: Nähen und Basteln ganz einfach erklärt

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Anni

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Wenn sie reist, dann ist ihr erster Stopp immer in einem Stoffgeschäft. Sie hält Ausschau nach coolen Mustern und angesagten Modetrends für einen einzigartigen Style. Ihr Lieblingsland? Frag sie lieber, welches sie noch nicht gesehen hat. Anni kennt die Kniffe aus der Stofflehre und hat Nadel und Faden auch im Urlaub immer mit dabei. Man kann ja nie wissen…

„Eine Prinzessin ohne Tüll? Niemals!“

Nähen

Tüllrock and roll: Mit Tüll nähen und basteln

Kleine Prinzessinnen mit Tüll: Nähen und Basteln ganz einfach erklärt

Nicht nur zur Karnevalszeit ein Hingucker, sondern auch zum Kindergeburtstag oder im Turnunterricht: Der Tüllrock erinnert doch sehr an Primaballerina, Hochzeit und Weiberfastnacht. Mit welchen Vorlagen und Materialien du den Tüll nähen und bearbeiten kannst, verrate ich dir in diesem Beitrag.

Zwischen Tüll und Träumen

Du kennst Tüll als netzartiges Gewebe, verbindest es vermutlich mit einer klassischen Prinzessinnen-Hochzeitsrobe oder findest es häufig als Unterrock, da es besonders für Volumen sorgen kann. Auch seine Herkunft findet den Ursprung in der Hochzeitsbranche: Im 19. Jahrhundert hat die namensgebende französische Kleinstadt Tulle erste Brautkleider aus diesem Netzgewebe gefertigt. Es gibt feingewebten Tüll oder Stoffe mit groben Netzzellen, aus Baumwollfäden, hochwertiger Seide oder, wie oftmals auch in der Kreativbranche verwendet, aus synthetischem Material wie Polyester. Doch egal in welcher Farbe es den Tüllstoff gibt, er ist aufgrund seines Zellgewebes immer transparent.

Es wird tü(ll)delig

Mit Tüll lassen sich nicht nur Kleider oder Röcke nähen, sondern auch (Party-)Accessoires wie Schleier, Kronen oder andere Tisch- und Wanddekorationen entwerfen. Ähnlich wie das Organzaband eignet sich Tüllband auch wunderbar zum Dekorieren der Essenstafel oder als Geschenkband – Tüllstoff passt einfach zu sämtlichen festlichen Anlässen.

Eigene Vorlage: Tüll nähen an einem Stück

Für einen Tüllrock gibt es verschiedene Vorgehensweisen – entweder du verknotest Tüllstoff-Abschnitte an einem Gummiband oder einer Kordel und erhältst einen Überrock ohne zu nähen. Das ist vor allem eine gute Idee, wenn du verschiedenfarbige Tüllstoffe miteinander kombinieren willst. Du kannst aber auch deine eigene Nähvorlage mithilfe der benötigten Taillenweite errechnen und nähst verschiedene Tülllagen an einem elastischen Bündchen fest. Je mehr Lagen du verwendest, desto voluminöser wird dein Rock. Vorteilhaft beim Tüll Nähen ist, dass du die Kanten nicht versäubern musst, da er aufgrund des Zellgewebes nicht ausfransen kann.

Quadratische Schnittvorlage

Für deine eigene Schnittvorlage benötigst du einmal die gewünschte Rocklänge und das Taillenmaß. Dieses teilst du erst durch 3,14 und halbierst es dann nochmal (z.B. 95 cm : 3,14 = 30,25 cm : 2 = 15,13 cm für die Hüftweite.). Du kannst das errechnete Maß ggf. auch aufrunden.

Wenn dein Rock 50 cm betragen soll, dann erstellst du deine Schnittvorlage aus einem quadratischen Papier mit der Größe deiner Hüftweite plus der Rocklänge. In diesem Beispiel ergibt das 15,13 cm Taille + 50 cm Rocklänge = 65,13 cm.

Alle Werte zeichnest du auf das quadratische Papier ein. Für die Hüfte lässt du 15,13 cm im rechten Winkel frei und markierst an beiden Seiten den längsten Punkt bei 50 cm ab den 15,13 cm bzw. bei einer Gesamtlänge von 70,13 cm. Je nachdem wie viele Lagen Tüll du verwendest, sollte dein Quadrat viermal so groß wie diese errechnete Schnittvorlage sein, denn der Tüll wird beim Schneiden zusammengefaltet und wie ein Donut ausgeschnitten (mit Loch in der Mitte).

Damit die Kanten gerade werden, kannst du dir mit einer Schnur und einem Bleistift einen großen Zirkel selber basteln. Dafür platzierst du die Schnur am Bleistiftende mit der benötigten Länge (Hüftweite bzw. Rocklänge) in der Ecke des rechten Winkels.

Solltest du als Unterrock einen Futterstoff verwenden, um einen blickdichten Rock zu erhalten, dann verwendest du die gleiche Schnittvorlage wie beim Tüll. Aber je mehr Tülllagen du übereinanderlegst, desto undurchlässiger wird auch dieser, weshalb ein Unterrock nicht zwingend notwendig ist.

Wenn du alle Tüllstoff-Quadrate ausgeschnitten hast, legst du sie auseinandergefaltet bündig aufeinander und steckst sie fest, damit sie nicht auseinanderrutschen. Beim Verarbeiten des Tülls verwendest du idealerweise Stoff-Clips und keine Stecknadeln, da diese leicht durch die Netzzellen fallen könnten und dann eher mühsam zu entfernen sind. Gerade zum Legen und Fixieren des Tüllrocks sind diese Clips besonders hilfreich.

Befestigung des Rockbundes

Ein elastisches Taillenband erleichtert das aus- und anziehen, daher nähst du es am besten mit der benötigten Länge aneinander (die Vorderseiten sollten innenliegen). Im Donutloch markierst du dir vier gegenüberliegende Stellen, an denen du das Band fixierst. Dieses ist kleiner als das eigentliche Loch, daher entstehen beim Zusammenziehen gleichmäßige Falten. An dem elastischen Band lassen sich jetzt feine Stecknadeln befestigen.

Dann drehst du die Stoffabschnitte so, dass du an der Rockinnenseite alle Stofflagen an dem Band festnähst. Dazu das Taillenband stramm auseinanderziehen und Stück für Stück festnähen. Der Tüll ist sehr rutschig, daher nähe schön langsam. Darauf achten, dass alle Stofflagen eingeschlossen sind und du die Stecknadeln vor dem Zusammennähen rausziehst. Zur Sicherung der Naht immer vorwärts und rückwärts über die gleiche Stelle nähen.

Hast du das gesamte Taillenband mit den Stofflagen vernäht, so drehst du den Rock auf die andere Seite und schon hast du dein Rock-Projekt erledigt!

Tüll nähen im (Zeit)Raffer

Der Tüllrock lebt durch seine Falten – du kannst also auch lange Tüllbahnen (3x die Bundweite) verwenden und am besten doppellagig zusammennähen. Rechts auf rechts schließt du die Tüllseiten und nähst die kurzen Seiten füßchenbreit zusammen. Denk dran, dass das Nähgarn passend zur Tüllfarbe sein sollte, da es ja durchschimmert.

Zum Kräuseln nähst du zwei parallele Nähte an der langen, oberen Seite mit einer großen Stichlänge. Dann kannst du nachträglich die oberen Fäden aus der Fadenraupe lösen und so lange nachkräuseln, bis du die gewünschte Länge der Bundweite erreicht hast. Deshalb hast du auch die dreifache Länge des Bündchens gewählt. Anschließend nimmst du dein Bündchen und nähst es rechts auf rechst an dem Tüllstoff fest.

DIY Projekte aus Tüll

Tüllabschnitte bieten aber auch noch andere tolle Bastelideen – zum Beispiel DIY Pompons, Kopfschmuck oder selbst gemachte Girlanden. Für die Pompons bastelst du – ähnlich wie bei Pompons aus Wolle – zwei Pappscheiben mit Loch in der Mitte und umwickelst beide mit den Tülllagen in deiner ausgewählten Farbe. Wenn du die Pappscheiben mit genügend Tüll umwickelt hast, sodass das Loch fast nicht mehr erkennbar ist, nimmst du ein Cuttermesser und ein Band hinzu. Dieses kannst du ebenfalls großzügig abschneiden, damit du es als Aufhängung verwenden kannst. Dann schneidest du zwischen den beiden Pappscheiben die Tülllagen durch. Jetzt mit dem Band diesen Zwischenraum nutzen und sicher zusammenknoten, damit sich der Tüllstoff nicht löst. Bei Bedarf, kannst du die Pompons noch auseinander drapieren und mit einer Stoffschere zurechtschneiden.

Mit diesen Pompons kannst du coole Party Picker erstellen, indem du sie an Strohhalmen oder Holzspießen befestigst oder sie mit Heißkleber an Hüte und Haarreifen festklebst. Du kannst sie aber auch an einer längeren Kordel für eine Girlande befestigen oder einfach nur einzelne Tüllstoff-Abschnitte dort festknoten.

Viel Spaß beim Nähen, Dekorieren und Verkleiden wünscht
Anni